die welt und ihre bewohner
die geschichte um nyboria ist alt, älter als die welt selbst. nur die wenigsten kennen ihren ursprung und wissen um die anfänge - und so entstanden legenden. legenden, die sich um die entstehung der welt und ihre bewohner ranken.. legenden, deren fragmente nun zu einer entstehungsgeschichte zusammengetragen wurden.
seit anbeginn der zeit lebten die unterschiedlichsten völker auf nyboria. im wesentlichen waren dies zwerge, menschen und elben.
das volk der zwerge war als wenig gesellig und etwas seltsam bekannt. sprach man im falschen moment einen zwerg an, so konnte es passieren, dass man nur eine in den langen bart gegrummelte antwort bekam. auch sonst ließen sie sich nicht sehr oft außerhalb ihrer berge blicken - jedoch waren sie gästen gegenüber meist freundlich und höflich, wenn auch wenig gesprächig. zwerge lebten in höhlen, die weit in die bergketten hineinführten, und schufen sich ganze städte im stein. von dort aus hatten sie einen kurzen weg hinab in die tiefen der berge, wo sie ihre tage mit harter arbeit zu verbringen pflegten. sie hämmerten, sie schmiedeten, sie gruben sich tiefer und tiefer in die stollen hinab, schoben lore um lore mit schweren steinen und erzen beladen hinauf ans tageslicht, nur um erneut ins dunkel der berge zurückzukehren und ihre arbeit schweigend wieder aufzunehmen.
doch abends, nach dem langen tagwerk in den unterirdischen minen und bingen, trafen sich die zwerge in den zahlreichen tavernen, um bei einem kühlen bier über den fortschritt des steinbaus oder die lage der erzförderung zu sprechen, während ihre frauen im trauten heim die zwergenkinder zu bett brachten und ihre wohnstube durch ein knisterndes herdfeuer wärmten.
einige tagesmärsche weiter erstreckten sich die weitflächigen, großen ebenen, die sich die menschen als lebensraum erwählt hatten. dort gab es riesige felder mit getreide, viele windmühlen zwischen einzelnen höfen und gebäuden, aber auch ansammlungen mehrerer hütten und zelte auf einem fleck. die menschen verbrachten ihre tage mit harter feldarbeit oder dachten sich abenteuerliche konstrukte aus, die sie 'erfindungen' nannten. einige dieser konstruktionen muteten seltsam surreal an – da gab es eine art schiffsrumpf mit rollen, ein hohles, hölzernes gerät mit einem langen herausragenden brett, eine menge kleinerer und eine handvoll großer flugapparate: die phantasie der architekten kannte keine grenzen. elben und zwerge machten sich insgeheim lustig über die verrückten menschen, die tatsächlich glaubten, eines tages erfolg mit ihren wirren ideen zu haben.
es kam nicht selten vor, dass reisende erschrocken zusammenfuhren, wenn wieder einmal ein experiment der menschen nicht so funktionierte, wie sie es 'berechnet' hatten und sich plötzlich mit einem lauten knall in dichte rauchschwaden auflöste. kleinere explosionen waren an der tagesordnung, große zusammenbrüche 'genau ausbalancierter' konstruktionen etwas seltener - doch durchaus nicht ungewöhnlich. diejenigen, die in der unmittelbaren umgebung der werkstätten und konstruktionshallen wohnten, hatten sich im laufe der zeit an diese unfälle gewöhnt, doch wanderer, die sich nur auf der durchreise befanden und in einem gasthaus unterkunft für eine nacht suchten, waren immer wieder irritiert und suchten meist am folgenden morgen schnell wieder das weite.
so abschreckend die tägliche arbeit der menschen jedoch auf außenstehende auch wirken mochte, so gesellig verliefen die abende: wenn es finster wurde, konnte man auf den ebenen viele kleine und einige größere lagerfeuer brennen sehen, um die die familien bei einem frisch gerösteten laib brot saßen oder um die die frauen und kinder zum gesang der männer tanzten. das schallende lachen und kindergeschrei war weithin zu hören, während die eltern sich am süßlichen, schweren wein der entlegeneren hänge gütlich taten.
an eine seite der ebenen schloss sich ein dichter, uralter wald an, der sich weit über die dahinterliegenden hügel erstreckte und vielen tieren ein friedliches zuhause bot. in diesem wald waren die elben zu finden, ein unendlich friedfertiges volk von zierlicher gestalt und anmutiger schönheit, das eng mit der natur verbunden lebte. im gegensatz zu den zwergen, die sich mit ihren schweren hämmern und spitzhacken einen weg in die herzen der berge bahnten, oder den menschen, die für ihre konstruktionen haufenweise holz schlagen mussten, ergänzten sich die elben mit der natur, ohne ihr dabei schaden zuzufügen.
sie hatten den wald in jahrhundertelanger, geduldiger arbeit zu ihrem lebensraum umgeformt, so dass sie dort ein angenehmes zuhause hatten, ohne in ihrem umkreis anderes leben zu gefährden oder zu stören. die wipfel der bäume bildeten eine natürlich gewachsene, relativ geschlossene ebene, die durch ineinandergreifen und –wachsen der äste und blätter entstanden und in der lage war, die leichten, zierlichen elbenwesen zu tragen. rings um die stämme, die an vereinzelten stellen aus dem weichen blätterboden wuchsen um einige meter höher ein natürliches blätterdach zu bilden, hatten die elben ihre behausungen gebaut.
elbenkinder lernten von klein auf den respektvollen und liebevollen umgang mit der natur, sie pflegten und hegten ihren wald, selbst wenn sie ausgelassen durch die gegend tollten oder an warmen sommertagen im teich bei einer nahegelegenen lichtung badeten.
manchmal, spät abends im elbenwald, konnte man als aufmerksamer beobachter unnatürlich wirkenden, bläulichen schimmer zwischen den hochgewachsenen wipfeln entdecken – dann nämlich, wenn die ältesten vor ihren behausungen saßen und jüngere elben in die geheimnisse der elbenmagie einweihten.
erregte man den unmut eines elben, indem man vor seinen augen blätter abriss oder insekten und kleintiere zertrampelte, so musste man damit rechnen, von dem naturverbundenen elben gemaßregelt zu werden. dies geschah in aller regel nicht durch eine standpauke, wie es wohl bei menschen oder zwergen üblich gewesen wäre, sondern vor allem durch zurechtweisende, eisige blicke und eine betont ablehnende haltung. denn auch wenn die elben die sitten der anderen völker achteten, so erwarteten sie doch ihrerseits auch einen respektvollen umgang mit ihrem lebensraum - der natur.
und so herrschte trotz so vieler gravierender unterschiede zwischen den völkern doch ein sehr friedlicher und ungemein respektvoller umgang mit den sitten und gepflogenheiten der anderen - das zusammenleben hätte sich nicht perfekter gestalten können.
written by Lorini